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So manch einer von uns mag sie noch kennen – die gute alte Schiefertafel, auf der wir einst schrieben oder der Lehrer höchstkomplizierte chemische Formeln an die Tafel in der Schule geschrieben hat. Außerdem ist Schiefer ein Werkstoff, dem wir bis vor wenigen Jahren vor allem auf Dächern oder als Hausverkleidung begegnet sind. Doch das Material kann noch viel mehr und wird auch immer häufiger im Haus als edle Bodenfliese, Wandverkleidung oder stylisches Designelement eingesetzt. Aber auch im Garten und auf der Terrasse kann man Schiefer hervorragend einsetzen, denn das Material ist äußerst frostbeständig und hat eine sehr lange Lebensdauer. Ein wirklich tolles Material, welches auch immer mehr für Hausnummern und Klingelschilder verwendet wird, dem wir heute einen Beitrag in unserem Blog widmen wollen. Lernen Sie mit uns das Gestein und seine vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten kennen.

Was ist Schiefer?

Schiefer ist kein eigenständiges Gestein, sondern ein Gefüge metamorpher Gesteine, die sich über Jahrmillionen gebildet haben. Es sind viele Platten und plättchenartige Strukturen, die aufeinanderliegend die Schieferplatten ergeben. Diese bringen die besondere Eigenschaft des Schiefers mit sich, die relativ leichte Spaltbarkeit, das heißt, die einzelnen Schichten der Plättchen kann man sehr einfach voneinander trennen, ohne diese zu zerstören. Von diesem Charakter ist auch der Name Schiefer im Mittelalter entlehnt, was soviel wie Platten oder Splitter bedeutet. Das Wort schiver kommt aus dem Mittelhochdeutschen und bedeutet Holzsplitter oder Steinsplitter.

Schiefer können ganz verschiedene Gesteine sein, die so unterschiedlich sein können, dass man in der Gesteinskunde eigentlich gar nicht mehr mit dem Oberbegriff Schiefer arbeitet, sondern zumeist gleich die Gesteine mit ihrem Familiennamen, wie Tonschiefer oder Pyllit, benennt. Am weitesten verbreitet ist Tonschiefer, von dem wir Ihnen heute im Verlaufe des Beitrages auch einige Arten vorstellen wollen. Doch zunächst wollen wir uns der Entstehung und den Eigenschaften von Schiefer widmen und uns anschließend einige Verwendungsmöglichkeiten ansehen.

Entstehung von Schiefer

Schiefer, im speziellen Tonschiefer, mit dem wir uns hier beschäftigen, entsteht geologisch gesehen aus feinstkörnigem Tonschlamm unter hohem Druck und höheren Gesteinstemperaturen. Es bildet sich Tonstein. Das metamorphe Gestein, welches in unseren Breitengraden abgebaut wird, ist vor allem vor 350 bis 400 Millionen Jahren entstanden. Bei der Bildung der Gebirge wurde das Material zudem nicht nur senkrecht verfestigt, sondern auch noch vielfach seitlich gefaltet. Dabei werden die Tonminerale entlang der Scherfläche ausgedehnt und kristallisieren unter dem Druck. In diesem Prozess bilden sich die plättchenartigen Strukturen (Glimmer), die so typisch für das Material sind. Das ursprüngliche Tongestein bekommt durch das Auffalten eine ganz neue Struktur- die Schieferung. Durch die unterschiedliche Zusammensetzung der Mineralien in der Lagerstätte haben sich auch verschiedene Schieferarten gebildet. Von Glimmerschiefer spricht man, wenn der Anteil des umgewandelten Tons zu neuen Mineralien um einiges höher als beim Tonschiefer ist. Die Glimmerminerale sind deutlich zu sehen.

Schiefer Bergwerk

Abbau von Schiefer

Schiefer findet sich in vielen Regionen weltweit. Manchmal tragen die Gebirge das Vorkommen des metamorphen Gesteins schon im Namen, wie beim Thüringer oder Rheinischem Schiefergebirge. Auch im Moselgebiet kommt häufig Schiefer vor. Weitere Länder, in denen das Gestein verbreitet ist, sind jene mit einem Alpenanteil, aber auch in den USA; in Sambia, auf dem Balkan in den Anden in Südamerika oder in Namibia kann das Gestein abgebaut werden.

Der Abbau geschieht heute mit modernsten Geräten und Maschinen. Mit Diamantsägen wird der Schiefer in exakte Raster gesägt, die dann Block für Block aus der Lagerstätte gelöst werden. Noch unter Tage werden sie verladen und dann mit Loren auf den Bergwerksbahnen über Tage gebracht. In großen Hallen werden die Blöcke dann gespalten, gesägt und zugerichtet. Nach der ersten Bearbeitung durch die Diamantsägen geht es dabei in traditioneller Handarbeit mit der weiteren mechanischen Bearbeitung weiter. Gespalten und zugerichtet, also in Form gebracht, wird noch immer mit der Hand ausgeführt. Die Platten werden dabei bis zu einer Stärke von 5 Millimetern und weniger geteilt. Unsere Hausnummern und Türklingeln aus Schiefer sind zum Beispiel nur 4 Millimeter dick und trotzdem unglaublich bruchfest und stoßsicher.

Verwendungsmöglichkeiten für Schiefer

Traditionell werden Schieferplatten überwiegend im Hausbau eingesetzt. Vor allem als Bedeckung für Dächer werden die Platten oft verwendet, aber auch Fassaden werden damit verkleidet. Im Thüringischen zum Beispiel, wo ja auch große Schiefervorkommen zu finden sind, kann man viele Häuser sehen, die mit Schieferplatten verkleidet sind. Die dunklen Platten werden teilweise kunstvoll mit Malereien verziert und bunt bemalte Haustüren und Fensterrahmen setzen optische Akzente. An der Hauswand müssen aber nicht nur ganze Fassaden mit Schiefer verkleidet sein. Vor allem als Hausnummern oder Klingelschilder wird das Material immer beliebter. Dabei können die Schieferplatten ganz pur verwendet oder aber auch mit anderen Materialien wie Edelstahl oder Aluminium kombiniert werden. Dadurch entstehen unglaublich schöne Effekte und machen Ihren Hauseingang zu einem echten Hingucker.

Klingelschild aus Schiefer mit Katzengravur

Ein weiterer Einsatzort für Schiefer sind der Garten und die Terrasse. Als Verblendmauerwerk an Trockenmauern wird es gern genutzt, aber auch als Splitt auf Gartenwegen oder im Steingarten oder als Verblendung und Einfassung für Beete macht es optisch richtig was her.

In letzter Zeit erobert der Schiefer auch den Innenbereich unserer Häuser. Als Arbeitsplatte für die Küche, Tischplatte oder Treppenstufe, als tolle Wandverkleidung, Kaminabdeckung und sogar als Teller wird das edle Material als reines Naturprodukt wiederentdeckt.

Eigenschaften des Schiefers

Tonschiefer ist meist grau bis schwarz, denn er hat Beimengungen von Graphit oder Bitumen. Es gibt auch Schiefer, deren Färbungen eher ins Bläuliche, Rötliche oder Grünliche gehen. Auch diese Farbnuancen werden von beigemischten Substanzen wie Chlorit (grün), Limoit oder Hämatit (rotbraun) verursacht. Da die Färbungen des Schiefers rein natürlich entstanden sind, sollten Sie, wenn Sie das Material großflächig einsetzen wollen, immer nur Produkte aus der gleichen Grube verwenden.

Die immer häufigere Nutzung von Schiefer im Außen- und Innenbereich ist nicht nur der besonders schönen Optik des Naturgesteins zuzuschreiben. Schiefer hat auch hervorragende Eigenschaften in der Festigkeit und Strapazierfähigkeit. Vor allem im Außenbereich ist Schiefer nicht nur Wind und Wetter ausgesetzt, sondern auch sehr niedrigen Temperaturen. All das kann dem Gestein überhaupt nichts anhaben. Außerdem ist es nicht brennbar. Schiefer ist relativ weich und so kann es leicht zu Kratzern kommen. Diese sind aber, solange sie nicht extrem tief sind, schnell wieder verschwunden. Schiefer ist ein sehr dichtes Material und daher sehr resistent gegen Feuchtigkeit. Diese Eigenschaft kommt vor allem in der modernen Badgestaltung zum Tragen. Zudem speichert das Material Wärme sehr gut und wird sehr gern auch in der Bodengestaltung, vor allem in der Verbindung mit einer Fußbodenheizung, verwendet.

Beispiele für bekannte Schieferarten

Im Sinne eines gerechten Wettbewerbes hat man einige Schiefer-Gewinnungsgebiete, in denen halbwegs vergleichbares Gestein in Optik und Eigenschaften abgebaut wird, zu Regionen zusammengefasst. Es entwickelte sich wie bei den Weinbergen so etwas wie eine Marke aus der Herkunftsangabe mit gewissen Qualitätsstandards. Die Zusammenfassung in Regionen wurde vor allem durch den Dachdeckerverband vorangetrieben, da Schiefer auch heute noch eben vor allem dafür verwendet wird, auch wenn wir Ihnen weiter oben ja die vielen anderen Verwendungsmöglichkeiten aufgezeigt haben. Zum Abschluss wollen wir Ihnen nun gern noch einige dieser Schieferregionen vorstellen.

Theumarer Fruchtschiefer

Der Theumarer Fruchtschiefer wird im Vogtland in Sachsen abgebaut. Er ist ein anthrazitfarbener bis blau-grauer Phyllit mit einem schönen silbrigen Glanz, in dem Codierit eingelagert ist. Dieses gibt dem Fruchtschiefer auch seinen speziellen Namen. Er wird heute nur noch in Theuma abgebaut, wurde aber schon im Mittelalter häufig im Bauwesen eingesetzt. Man findet ihn zum Beispiel  in der Gruft der Johanniskirche in Plauen. Man verwendet ihn vor allem in den Innenbereichen, aber auch im Landschaftsbau zur Veredelung von Mauersteinen oder als Dekorfelsen. Er kann sehr gut bearbeitet werden.  Spaltrau, diamantgeschliffen, geflammt, gebürstet oder gestrahlt – sein Erscheinungsbild kann vielfältig sein.

Fredeburger Schiefer

Der Fredeburger Schiefer ist ein schwarzer Tonschiefer aus dem Sauerland und wird deswegen auch manchmal Sauerland-Schiefer genannt. Der Abbau begann im Jahre 1859 und im Laufe der Zeit wurden einige Gruben zu einem Verbund zusammengelegt. Diesen Tonschiefer verwendet man vor allem als Dachschiefer, aber auch im Innenausbau als Boden oder Arbeitsplatten, da er eine sehr feine Struktur besitzt.

Lotharheiler Schiefer

Dieser Schiefer ist ein tiefschwarzer Tonschiefer aus dem Unterkarbon. Man kennt ihn auch als Frankenwaldschiefer, was uns seine Abbaugebiete näher verraten. Er ist vor 330 bis 360 Millionen Jahren in einem Meer, welches den heutigen Frankenwald bedeckte, entstanden. Abgelagertes Quartz und Ton verdichteten sich und wurden bei der Bildung des Thüringischen Schiefergebirges, welches sich bis nach Franken erstreckt, gefaltet. Lotharteiler Schiefer ist besonders säure- und laugenbeständig, verträgt auch stärksten Frost und hohe Temperaturen bis 300 Grad. Heute hat sich speziell das Werk Lotharteil auf Schieferplatten für Wand und Boden, Arbeitsplatten, Treppen und Dekorationselemente aus dem Landschaftsbau spezialisiert. Früher wurden vor allem Dachziegel und Fassadenziegel gefertigt.

Klingelschild aus Schiefer und Edelstahl

Porto-Schiefer

Porto-Schiefer ist ein blaugrauer bis schwarzer Tonschiefer, ein Muscovit-Serizit-Schiefer aus Portugal, östlich der Stadt Porto im Becken von Valongo. Er wird vor allem im Innenbereich für Boden und Wände, Arbeitsplatten, aber auch als Dachschiefer verwendet. Seine weite Verbreitung in Deutschland begann mit der Bauhaus-Bewegung, wo man ihn als ausdrucksstarkes Gestaltungs- und Kontrastelement einsetzte. Er hat eine sehr markante Struktur, sodass sich an ihm die Geister oft scheiden, denn er ist pflegeaufwändig.

Ligurischer Schiefer

Ligurischen Schiefer verwenden die Menschen schon seit der Bronzezeit im Hausbau. Er ist besonders leicht spaltbar und wurde daher schon seit dem 12. Jahrhundert in Europa verbreitet eingesetzt. Der Tonschiefer aus Ligurien hat eine schwarzgraue bis tiefschwarze Farbe. Dieses Gestein hat leider einen sehr hohen Carbonatanteil (bis zu 20 Prozent), was es empfindlich gegen saure Umwelteinflüsse und Säuren macht. Er wird in Deutschland vor allem im Innenbereich eingesetzt, da er an Fassaden und Dächern unter Einfluss des Wetters leicht ausbleicht. Früher versuchte man dem Ausbleichen durch die Oberflächenbehandlung mit schwarz pigmentierten Fluor-Verbindungen entgegenzuwirken. Mittlerweile ist diese Behandlung allerdings zu Recht wegen starker Gesundheitsgefährdung und Schädigung der Umwelt verboten. Besser ist eine Behandlung mit pigmentierten Ölen, um den Farbverlust des ligurischen Schiefers auszugleichen.

Otta Phyllit

Otta-Phyllit ist ein schwarzer Phyllit mit einem silbergrauen Schimmer. Durch seinen hohen Quartz-Anteil schimmert er nicht nur wunderschön, sondern besitzt auch eine sehr hohe Festigkeit und Dichtigkeit. Er wird vor allem für Bodenplatten und Fliesen aus Schiefer verwendet. Auch Tischplatten, Arbeitsplatten und Dekorationsgegenstände werden aus Otta-Phyllit hergestellt. Die Abbaugebiete liegen in Norwegen.

Wir hoffen, Ihnen hat unsere kleine Reise durch die Welt des Schiefers gefallen und Sie sind ein bisschen neugierig auf das Material als Gestaltungselement für Ihr Zuhause geworden. Wenn Sie Fragen oder Anmerkungen haben, dann schreiben Sie uns dies doch gern in einem Kommentar. Wir freuen uns immer über Feedback und Anregungen.

 

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