Es ist eine tägliche Gewohnheit, dass wir zum Briefkasten gehen, um nachzusehen, ob Post für uns angekommen ist. Das machen wir mittlerweile auch digital. In unserem E-Mail-Postfach und auch in Messengern schauen wir nach, welche interessanten oder oft auch weniger interessanten Briefe wir bekommen haben. Kaum vorstellbar, dass es lange Zeit ganz anders funktioniert hat. Briefkästen gab es bis ins 19. Jahrhundert hinein nicht bzw. nicht flächendeckend. Kommen Sie mit uns auf eine kleine Reise durch die Geschichte des Briefkastens!
Briefkasten – Entstehung und Geschichte
Wenn der Postmann dreimal klingelt, gibt es heutzutage ein Päckchen oder ein Einschreiben, also etwas, was nicht in den Briefkasten passt oder was wir persönlich in Empfang nehmen müssen. Früher war das nicht so bequem. Briefe und andere Sendungen gab man noch persönlich einem Boten, der sie dann überbrachte. Ein Postsystem, wie wir es heute kennen, gab es lange Zeit überhaupt nicht. Die ersten Vorläufer eines Postsystems entstanden bei den Seefahrern. Sie legten auf ihren Stationen rund um die Welt Briefe für die Lieben daheim unter Steine und hofften, dass sie von irgendjemanden bis dorthin gebracht wurden. Natürlich gingen so sehr viele Briefe verloren oder kamen erst lange, nachdem der Seefahrer schon selbst wieder zu Hause war, an ihrem Bestimmungsort an.
Das 17. Jahrhundert als Schlüsselmoment für den heutigen Briefkasten
Schon im 16. Jahrhundert soll es in Florenz an den Kirchen kleine Holzkästen gegeben haben, in die die Bürger der Stadt ihre Beschwerden und anonyme Anzeigen für die Regierung geben konnten. Schon bald nutzen die florentinischen Boten diese Kästen auch dafür, um die Post für die Geistlichen einzuwerfen. Das war natürlich so nicht gedacht, aber die Holzkästen könnte man so durchaus mit einem Hausbriefkasten, wie jeder von uns ihn an der Tür hat, vergleichen.
Der erste Briefkasten wurde im Jahr 1633 in der schlesischen Stadt Liegnitz aufgestellt. Durch Liegnitz kamen die Boten auf der Route Leipzig – Breslau durch. Der Ort Liegnitz wollte dies für sich nutzen und stellte am Haynischen Tor ein kleines Kästchen auf, in welchem die Bürger und Staatsbediensteten ihre Post hinein taten, damit sie von den Boten mitgenommen werden konnten. Die Post für die Stadt Liegnitz deponierten die Boten ebenfalls in diesem Kästlein. Durch diesen zentralen Postkasten sparten sich die Boten viele Wege zu den einzelnen Häusern. Ein Entgelt war nicht notwendig, denn schon viele Jahre vorher wurde vertraglich vereinbart, dass die Kuriere die Post der Stadt unentgeltlich mitzunehmen hatten.
Die Verbreitung der Briefkästen in Europa
In der Hansestadt Hamburg gab es schon seit 1590 den Freistädtischen Botendienst, aber noch keinen Briefkasten. Erst im Jahr 1641 ließ die Stadtverwaltung mehrere hölzerne Briefkästen aufstellen. Es waren Richtungsbriefkästen, in denen die Post also schon vorsortiert eingeworfen wurde, um dann ihren Bestimmungsort zu erreichen. Im Jahr 1653 stellte man in Paris Briefkästen auf. König Ludwig der 14. hatte diese in Auftrag gegeben und wollte ein richtiges Briefkasten-System aufbauen. Um diese Zeit entstand auch so etwas wie unsere heutige Briefmarke. Die Pariser mussten einen Papierstreifen, die sogenannten „billets de port paye“, an einem Brief anbringen, damit er befördert wurde.
Die Idee von Jean-Jacques Renouard de Villayer setzte sich alsbald flächendeckend durch und auch heute noch klebt auf jedem Brief oder einem Päckchen ein kleines Papier – unsere Briefmarke. Das System in Paris gab es allerdings nur circa acht Jahre und so geriet auch die erste Freimarke, mit der man den Transport des Briefes schon bei Einwurf in den Briefkasten bezahlte, erst einmal wieder einige Jahre in Vergessenheit. Die Briefmarke, wie wir sie heute kennen, war früher nämlich noch nicht die Bezahlung des Transports in Form eines Portos, sondern der Empfänger musste das Entgelt berappen. Erst mit der flächendeckenden Einführung der Hausbriefkästen, in die die Sendungen eingeworfen werden konnten und der Empfänger nicht persönlich anwesend sein musste, wurde mit der Briefmarke die Beförderung im Voraus bezahlt.
Der Briefkasten in Deutschland
Bei der preußischen Post wurden in Berlin im Jahr 1766 ein erster Briefkasten eingeführt. Er befand sich, wie auch in Hamburg im Posthaus. Erst viel später, im Jahr 1823/24 wurden die Briefkästen in Deutschland nach und nach flächendeckend eingeführt. Ähnlich wie in der Geschichte der Hausnummern waren es die Franzosen, durch die sich das Postkasten-System auch in Deutschland durchsetzte. Sie stellten in den besetzten linksrheinischen Gebieten Deutschlands von 1795 bis 1814 ihre Briefkästen auf. Nach der Besetzung bleiben die praktischen Kästen im Rheinland fast vollständig einfach stehen. Und das auch noch ohne die Genehmigung durch das Preußische Generalpostamt! Erst im Jahr 1823 erfuhr dieses davon und die Rheinländer übersandten den Berlinern einen Brief mit einer ausführlichen Begründung, warum sie die Kästen auch unbedingt behalten wollten.
Die Kästen sind nämlich richtig praktisch. Sie stehen bereit und jeder Vorübergehende und Reisende kann hier sicher seine Briefe einwerfen. Die Menschen haben sich in den Jahren so an diesen Komfort gewöhnt, dass man die Kästen unmöglich wieder abschaffen könne. So kam es, dass der preußische Generalpostmeister die Idee aus diesen Gebieten aufgriff und anwies, dass man nun auch überall in Preußen Briefkästen aufzustellen habe. Durch dieses Entstehen eines einheitlichen Postsystems und die Verbreitung der Briefmarke als Vorabbezahlmöglichkeit, kam es dann auch recht schnell dazu, dass mehr und mehr Menschen auch einen privaten Briefkasten aufstellten oder an ihren Häusern befestigten. So konnte nicht nur der Absender seine Wege verkürzen und musste nicht immer zum Postamt laufen, sondern auch der Empfänger musste nicht mehr persönlich anwesend sein, um die Briefe zu bekommen.
Der Briefkasten in der heutigen Zeit
Auch wenn wir heute sehr viel auf elektronischem Wege kommunizieren, sind die Postbriefkästen und die privaten Briefkästen nicht mehr wegzudenken. Geschäftliche Post, Schriftverkehr mit Behörden und Ämtern wickeln die meisten von uns meist noch auf dem guten alten Postweg in Form von Briefen ab. Aber ganz sicher findet auch die ein oder andere Postkarte oder ein klassischer Liebesbrief noch immer den Weg in den Briefkasten. Ein großer Teil unserer Post ist aber auch Werbepost.
Als sich die privaten Briefkästen in den Haushalten durchsetzten, wurde auch der Wunsch nach einem individuellen Stück immer größer. Nicht nur die Postbriefkästen waren teilweise echte Schmuckstücke, auch die privaten Kästen zierten die Wohnungs- und Haustüren. Mittlerweile gibt es in den Mehrfamilienhäusern nicht mehr an jeder Wohnungstür einen Briefkasten, sondern oftmals sind große Hausbriefkästen mit den einzelnen Fächern für die Haushalte im Eingangsbereich aufgestellt oder befestigt. In Deutschland gab die Bundespost den Besitzern von Mehrfamilienhäusern sogar einen Zuschuss von 10 DM, wenn sie eine solche Briefkastenanlage in ihrem Haus aufstellten. Das war natürlich eine enorme Erleichterung für die Postboten, die dann nicht mehr treppauf treppab durch die gesamten Häuser stapfen mussten.
Wer die Möglichkeit hat, einen Briefkasten nur für seinen eigenen Haushalt aufzustellen oder an der Wand zu befestigen, sucht sich gern ein besonders schönes Stück aus. Es soll ja auch zum Haus und der eigenen Persönlichkeit passen. Es gibt viele verschiedene Formen und Farben, hängende oder stehende Briefkästen. Viele Eigenheimbesitzer nehmen gern eine Kombination aus Briefkasten und Zeitungsrohr. Aber auch die Kombination des Briefkastens mit beleuchteten Hausnummern, Klingelschildern und Außenleuchten sind sehr beliebt.
Ich finde es schön, wenn man etwas ausgefallenere Briefkästen hat.
Normal kann schließlich jeder!